STUDIA JUDAICA
FORSCHUNGEN ZUR WISSENSCHAFT
DES JUDENTUMS
Um aber noch einmal kurz auf den Stand der Quellenforschung zurückzukom-
men, so waren es vor allem drei christliche Gelehrte, die nach Reuchlin Wichtiges
für die tiefere Bekanntschaft mit kabbalistischen Ideen geleistet haben, bevor die
Juden selber sich der Erforschung ihrer eigenen Geschichte und damit auch der
Kabbala angenommen haben, ein Prozeß, der erst um 1830 eingesetzt hat.
Dies waren der Franzose Guillaume Postel (1510-1581) vor allem zwischen
1540 und 1560 sowie die beiden deutschen Mystiker, besser gesagt Theosophen,
zugleich aber Männer von ungewöhnlicher Gelehrsamkeit: Christian Knorr von
Rosenroth (1636-1689) in Sulzbach und Franz Joseph Molitor (1779-1860) in
Frankfurt. Gewiß, alle drei haben noch immer die Kabbala aus letztlich christologi-
scher Perspektive gelesen, aber dennoch haben sie sich um ein Eindringen in
vorher unbekannte Texte, die oft schwer zugänglich waren, bemüht."1