Die vorliegende Arbeit befasst sich in zwei Teilen mit einigen Aspekten der altgriechischen Au~prache und Phonologie. Im ersten Teil werden neben der Gegenüberstellung der heute üblichen Aussprachemethoden für das Altgriechische die (diatopische und diachrone) Definition
des Altgriechischer\ methodische Fragen sowie die au8ersprachlichen
Faktoren. die auf die Forschung eingewirkt ha~ erörtert. Im zweiten
Teil geht es darum, anhand des epigraphischen Materials aus den verschiedenen altgriechischen Dialekten die lautliche Varietät des altgrieduschen Lautsystems herauszuarbei~ ohne dabei die literarischen
Quellen oder die Nebenüberlieferung aus den Augen zu lassen. Dabei
ergt'bt si~ dass die konventionelle Darstellung des altgriechischen
Lautsystems, insofern man es als „Einheit• auffasst nicht au&echterhalten werden kann,. da das epigraphische Material eine phonematische/phonetische Varietät aufweist, welche die traditionelle Abgrenzung
des Lautsystems des klassischen Griechisch (5.-4. Jh. v. Oll'.) von dem
des hellenistischen Griechisch (ab dem 3. Jh. v. Chr.) eindeutig in Frage
stellt Der Konservativismus des inschriftlichen Materials lässt zwar in
Verbindung mit den wenigen Quell~ die einen rein privaten Charakter
hatten, keine endgültigen Ergebnisse zu; das inschriftliche Material zeigt
dennoch eindeutig, dass die altgriechischen Dialekte eine große Varietät
an Phonemen und Allophonen aufwe~ welche die Lautentwicklung
des Griechischen während der hellenistischen Zeit erst verständlich machen; daher lässt sich auch die „Blütezeit" der griechischen Dialektinschriften (etwa zwischen dem 6. und 3./2. Jh. v. Oll'.) mehr als eine
Übergangszeit darstellen und weniger als ein Zeitraum, in dem zwei
klar voneinander abzugrenzende Lautsysteme (des kla~en Griedusch und das der Koine) aufeinander folgten