b>Aus der Amazon.de-Redaktion Feynman-Fans gibt es viele. Mit gutem Grund: Feynmans Erkennungszeichen sind f?r viele eben nicht Kreide und Rechenschieber, sondern seine Bongotrommeln. Wahrscheinlich hat dieser Hauch des Unkonventionellen den Piper Verlag dazu bewogen, mit Was soll das alles? den Wortlaut dreier Vortr?ge, die Feynman im Jahre 1963 bestritten hat, nun auch in Deutsch zu ver?ffentlichen. Ich bin nicht sicher, ob man dem Vorzeigephysiker damit einen Gefallen getan hat.
Sicher, die Punkte, um die Feynman seine Gedanken laut Umschlagtext kreisen lassen m?chte, lassen einiges erhoffen: Es soll gehen um das Verh?ltnis von Physik und Religion, Ufos, die Wissenschaftsfeindlichkeit der Menschen, Esoterik. In seinem ersten Vortrag bleibt Feynman auch dicht an seinem Thema (Was ist Wissenschaft, und wie wirkt sie sich auf den Alltag aus), hier macht er auf mitrei?ende Weise greifbar, was Forscher in ihre Laboratorien treibt. Dieses Niveau kann Feynman aber leider nicht halten. Im zweiten Kapitel wirbeln seine Ideen zun?chst mit gewohnter Brillianz um den Zwiespalt zwischen Religion und Wissenschaft, bevor er beim Stichwort Ethik abschweift und leider allzu diffus wird: Er spricht lange ?ber Glauben und Moral, um dann festzustellen, dass man sich als Physiker hier mit einem Urteil lieber zur?ckh?lt — und sich im ?brigen besser nur ?ber Dinge streitet, die man quasi experimentell kl?ren kann. Schade, dass da nicht mehr herauskommt. ?ber die folgende Kommunistenschelte will man gerne hinwegsehen, immerhin war kalter Krieg. Der dritte Vortrag aber ist ein Sammelsurium von Ansichten zu diesem und jenem, etwa Kritik an der NASA, ?berlegungen zum Ursprung von Ideen, zu Risiken der Atomkraft, zum Humbug Psychoanalyse — leider oft nur angedacht und nicht zu Ende gef?hrt. Von der Welterkl?rung, die der Titel in Aussicht stellt, ist in diesem Buch, erst recht in diesem Teil, leider nur wenig zu finden.
Also: Reingucken oder nicht? Was soll das alles? l?sst sich durchaus mit Gewinn lesen, es sind immer noch viele wertvolle Denkanst??e drin. Letztlich aber machte sich Feynman hier zu Dingen Gedanken, von denen er wenig versteht. Was man aber von diesem sym-pathischen Ausnahmeforscher auf jeden Fall lernen kann, ist, "ich wei? es nicht" zu sagen, wenn man sich mit einem Punkt nicht auskennt — vielleicht macht das manche seiner Ausf?hrungen so unbestimmt. Also: Wer mehr ?ber Feynmans Gedankenwelt erfahren m?chte, sollte sich dieses Buch zulegen, wer ihn aber erst kennen lernen will, sollte besser zu anderen B?chern greifen. — Stefan Albus